Von der waltenden Weisheit der Welt - Rudolf Steiner

Wichtig, unendlich wichtig ist es, dass wir in unseren Seelen allmählich dieses Gefühl von der waltenden Weisheit der Welt heranziehen, dass wir uns ganz mit diesem Gefühl durchströmen. Wenn dieses Gefühl den Menschen allmählich durchströmt, wird das herauskommen, was uns das Schicksal und alle Schicksalsschläge, die wir ohne dieses Gefühl schwer ertragen, in tiefem echtem Vertrauen auf die waltende Weisheit der Welt wird hinnehmen lassen. Mann kann, wenn man die geistigen Welten beobachten kann, in denen die Toten wohnen, oftmals sehen, wie die toten es am leichtesten haben, wenn diejenigen Menschen, die sie hier zurückgelassen habenauf der Erde, von dieser waltenden Weisheit der Welt durchströmt sind. Gewiss, es ist begreiflich, wenn wir über das Weinen nicht hinauskommen können, so bedeutet das doch einen Zweifel an der waltenden Weisheit der Welt, und der, welcher hineinschauen kann in die geistigen Welten, weiß, dass der Wunsch, der Tote möge nicht gestorben sein, er möchte da sein und nicht in der geistigen Welt, den Toten am meisten beirrt. Wir erleichtern dem Toten ungeheuer sein Leben nach dem Tode, wenn wir es zuwege bringen, wirklich uns in unser Schicksal zu fügen und an den Toten so zu denken, dass wir wissen, die waltende Weisheit hat ihn uns in der rechten Stunde nehmen wollen, weil sie ihn auf anderen Gebieten des Daseins braucht, als hier das Erdendasein ist.

Vortrag vom 9. Mai 1914 (GA 261, S. 20) – aus dem Buch "Der Tod – die andere Seite des Lebens

Wir sind nicht von Ihnen getrennt - Rudolf Steiner

Wer das Leben kennenlernt, welches die Menschenseele zwischen dem Tode und einer neuen Geburt führt, wer sich damit bekanntmacht, der wird sehen, dass wir in dieser Welt, die wir da schlafend durchwandeln, gemeinsam mit den sogenannten Toten leben. Die Toten sind ja fortwährend da. Sie sind sich bewegend, sich verhaltend in einer übersinnlichen Welt da. Wir sind nicht von ihnen getrennt durch unsere Realität, wir sind nur von ihnen getrennt durch den Bewusstseinszustand. Wir sind nicht anders von den Toten getrennt, als wir im Schlafe getrennt sind von den Dingen um uns herum: Wir schlafen in einem Raume, und wir sehen nicht Stühle und vielleicht anderes nicht, das in dem Raume ist, trotzdem ist es da. Wir schlafen im sogenannten Wachzustand mit Bezug auf Gefühl und Willen mitten unter den sogenannten Toten – wir nennen es nur nicht so –, geradeso wie wir die pysischen Gegenstände nicht wahrnehmen, die um uns herum sind, wenn wir schlafen. Wir leben also nicht getrennt von der Welt, in der die Kräfte der Toten walten; wir sind mit den Toten in einer gemeinsamen Welt. Getrennt von ihnen sind wir für das Bewusstsein nur durch den Bewusstseinszustand.

Vortrag vom 5. Februar 1918 (GA 181, S. 53) – aus dem Buch "Der Tod – die andere Seite des Lebens