Stille - Das Schwere leicht gesagt

Erst mit der großen Stille fängt die Seele an zu
Schreiben
Und läßt uns sanft und sicher werden
Und sorgt dafür, daß unsre Augen milde bleiben.

Nun wanderst du und setzt den Fuß aufs Ländliche,
Das dich und dein Gemüt erhält,
Der Riesenwahn, der Unverständliche,
Sie fliehn vor deinem Gang, und Flur und Feld
Begegnen dir so schwesterlich, so alt und ungebrochen,
Als hätten Tier und Pflanze das erste Wort gesprochen.

Die Stille ist's, die überlebt.
Dem Baum, der schweigt, ist tiefer zu vertrauen
Als allen Redensarten,
Als allen Zungen, die sich laut vermischen.
Es ist die Stille, die zu Kunst entfacht,
Geschichte macht,
Solang, bis wir den Schmerz von unsren Stirnen
Wischen.

Aus: Hanns Dieter Hüsch, Das Schwere leicht gesagt